Stolpersteine in der Offenen Jugendarbeit

Stolpersteine in der Offenen Jugendarbeit – Fehler sind nicht schlimm, oder?

Stolpersteine in der Offenen Jugendarbeit jetzt auch als MP3-Hörbuch in der OJA Builders Lounge.

Es war vor etlichen Jahren. Ich saß am Tisch. Mitten auf dem Tisch stand ein großer Gegenstand, der diesen Tisch in der Mitte teilte. Vorne stand der Deutschlehrer und diktierte. Eine Erinnerung ist mir noch sehr lebendig: Am nächsten Tag erhielt ich das korrigierte Diktat zurück. Ich hatte zum ersten Mal in einem Diktat nur einen Fehler und eine 1 als Note bekommen. Ich musste vor zum Lehrerpult. Erst zog er mir am Ohr, weil ich einen Fehler im Diktat hatte. Dann „malte“ er die 1 ziemlich lang nach unten, weil er (laut) dachte, dass mir das zukünftig nicht mehr so oft gelingen könnte. Das war in der dritten Klasse.

Wofür erzähle ich eine 33 Jahre alte Geschichte? Weil ich noch heute weiß, dass ich in diesem Diktat zwei Fehler hatte. Den zweiten fand meine Mutter, als sie unterschrieb, dass sie die Klassenarbeit gesehen hatte. (Dem Lehrer gegenüber erwähnte ich das natürlich nicht).

Warum erwähne ich das hier? Weil ich dir nicht sagen kann, wie viele Wörter ich im Diktat korrekt geschrieben hatte. Der ganze Fokus  – und zwar bei gefühlt Hunderten von Klassenarbeiten – lag immer nur auf einer Sache: Fehler.

Meine Schulzeit hat es geschafft: „Nur keinen Fehler machen! Hab Angst davor Fehler zu machen! Fehler – oh weh, ganz schlimme Sache!“

 

Fehler, Fallen, Stolpersteine

Zurück ins Heute: Heute habe ich immer noch kein Interesse daran Fehler zu machen. Jedoch habe ich verinnerlicht: Wenn du 100 Wörter im Diktat richtig schreibst und eines falsch, dann kann ich erstens entscheiden, was mir wichtiger ist und zweitens, kann ich aus dem Fehler lernen.

Und bei der Arbeit weiß jeder Vorgesetzte, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fehler machen werden. Und wie reagieren Vorgesetzte darauf? Wie mein Deutschlehrer? Nein. Natürlich wollen deine Vorgesetzen nicht, dass du Fehler machst. Aber sie wissen, kein Mensch ist perfekt, und Menschen machen Fehler. Was wollen Vorgesetze dann? Sie wollen, dass Mitarbeiter aus ihren Stolpersteinen lernen um sie nicht zu wiederholen. Und sie wollen, dass du mehr richtig als falsch machst.

Genau so sind auch deine Vorgesetzten eingestellt. Fehler geben keinen Punktabzug. Allerdings sollten die meisten Aufgaben gut gemeistert werden.

Hab keine Angst vor Fehlern! Hab „Angst“ davor, dass du keine erfolgreichen Arbeitsresultate vorweisen kannst.

 

Hab keine Angst vor Stolpersteinen

In meinen ersten 12 Jahren als hauptamtliche pädagogische Fachkraft sind mir 13 häufige Stolpersteine in der Offenen Jugendarbeit aufgefallen, die wir übersehen können – aber nicht länger sollten.

Wenn du diese 13 Stolpersteine zukünftig vermeidest, gelingen dir richtig gute Arbeitsergebnisse. Fokussiere dich auf diese Arbeitsergebnisse. Sobald du dabei über einen Stolperstein fällst, lerne daraus und gehe weiter.

Fehler sind erst dann schlimm, wenn du nicht aus ihnen lernst und sie daher laufend wiederholst. Oder wenn du vor lauter Angst, möglicherweise über einen Stolperstein zu stürzten, erst gar nichts bewegst.

Wer in der Offenen Jugendarbeit arbeitet, macht Fehler. Alle, die in der Offenen Jugendarbeit viel arbeiten machen viele Fehler. Und wer in der Offenen Jugendarbeit nichts arbeitet…?

Nichts zu arbeiten ist gewiss nicht die Lösung.

 

13 Stolpersteine in der Offenen Jugendarbeit – und wie sie dir anstatt zum Stolperstein zum Sprungbrett werden, darum geht es in diesem Artikel.

Lass dich inspirieren, anleiten und setze dann zum Sprung auf deine Sprungbretter an.

 

Lerne im Folgenden die 13 häufigsten Stolpersteine in der Offenen Jugendarbeit kennen, aber noch vielmehr, wie du sie direkt als dein Sprungbrett nutzen kannst. Zuerst wird der Stolperstein in Form eines Satzes als Fehler formuliert, dann das Sprungbrett erklärt. Zum Abschluss erhältst du eine kurze Zusammenfassung, damit du es dir leicht merken kannst und schnell ins Handeln kommen wirst.

 

Die 13 häufigsten Stolpersteine in der Offenen Jugendarbeit

 

Stolperstein 1: Keine eigene Idee von der Zukunft deiner Offenen Jugendarbeit vor Ort haben und wie es sich entwickeln soll

In der Offenen Jugendarbeit vor Ort zu arbeiten bedeutet mehr als nur zu Arbeitsbeginn die Türen zu öffnen und am Feierabend wieder abzuschließen. Deine Arbeit, als auch deine Arbeitserfolge, leben von deinen Ideen. Statt, dass du Maschinen verwendest um etwas zu „produzieren“, verwendest du deine Ideen und „produzierst“ damit pädagogische Angebote, Projekte, und sogar wie du die Räumlichkeiten dekorierst. Alles in der Offenen Jugendarbeit beginnt mit Ideen. Ideen zu bekommen, zu haben und sie in die Realität deiner Arbeit zu bringen sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Offene Jugendarbeit. Deshalb: Pflege deine Ideen, ziehe sie groß, setzte sie um.

Oft hört man von Zeitmanagement, Qualitätsmanagement etc. In der Offenen Jugendarbeit geht es in erster Linie um Ideen und deshalb um ein gutes Ideenmanagement. Sammle und bespreche Ideen. Entwickle sie weiter und mache daraus Angebote mit Wow-Effekten und magischen Momenten.

 

Führe ein Ideenmanagement ein

Deine Ideen sind wertvoll und wichtig. Werden alle Ideen zu 100% ein Volltreffer werden? Nein, in der Offenen Jugendarbeit gibt es  – wie überall, wo Menschen arbeiten – Tops und Flops. Besorgniserregend wäre es, wenn nur Flops herauskommen.

Ideen für Aktivitäten und für den aktuellen Arbeitstag sind das erste. Ideen für die Weiterentwicklung deiner Offenen Jugendarbeit insgesamt, sind das zweite und ebenso wichtig. Dabei geht es darum Ideen für neue Schwerpunkte, Zielgruppen und Ziele zu entwickeln und zu verfolgen. Dies fällt umso leichter, je klarer du deine Idee konkretisierst, in welche Zukunft du deine Offene Jugendarbeit führen willst. Deshalb: bemühe dich darum eine langfristige Idee immer mehr zu konkretisieren, wie deine Offene Jugendarbeit in allen Bereichen in zwei bis drei Jahren – und darüber hinaus – dastehen soll.

Zusammenfassung:

  1. Ideen sind dein Schlüssel für eine erfolgreiche Arbeit
  2. Alles beginnt mit Ideen – pflege sie sorgfältig
  3. Entwickle deine eigene Idee, wie du deine Offene Jugendarbeit in der Zukunft einmal haben willst
  4. Skizziere in wenigen Worten, wie deine Offene Jugendarbeit in rund drei Jahren sein soll

 

Stolperstein 2: Keinen attraktiven Ort für Gäste schaffen

Jedes Jugendhaus ist anders – Größe, Qualität der Ausstattung, Inneneinrichtung, Außengelände etc.

Der Auftrag ist jedoch in jeder Einrichtung der gleiche: Nimm die zur Verfügung stehenden Ressourcen und mache das Beste daraus – nämlich: Schaffe eine attraktiven Ort, an dem sich Kinder und Jugendliche wohlfühlen; und auch die Eltern während ihre Kinder bei dir zu Gast sind.

Einen attraktiven Ort zu schaffen gelingt dir durch die Inneneinrichtung, durch Angebote die du zur Verfügung stellst, durch die Atmosphäre und durch eine gute Betreuungs- und Beziehungsarbeit. Somit liegt es auch an dir als Person und wie du dich verhältst.

Attraktiv kann anziehend bedeuten: Deshalb überlege dir, was könnte junge Menschen anziehen, zu dir zu kommen, auch wenn sie dich und das Haus noch nicht kennen? Was müsste bei Erstbesuchern geschehen, das sie so anzieht, dass sie wieder kommen wollen? Was kannst du welcher Altersgruppe anbieten das sie regelrecht in die Offene Jugendarbeit zieht und laufen lässt? Biete Attraktionen an. Arbeite bedarfsgerecht und bedürfnisorientiert. Und biete jeder Altersgruppe etwas an, das sie unwiderstehlich findet und nirgend anders wo bekommt als nur bei dir.

 

Einen anziehenden Ort kreieren

Überlege dir, was deine Gäste bei dir erleben und erfahren sollen und wie du dies ermöglichst durch Inneneinrichtung, Rahmenbedingungen, Gespräche, Aktivitäten etc.

Übernimm du die Aufgabe, aus deinem Jugendhaus einen anziehenden Ort zu schaffen, an dem Kinder und Jugendliche sich wohl fühlen, sich geliebt und wertgeschätzt fühlen. Achte auf die emotionale Seite des menschlichen Lebens.

Gehe auch das ganze Haus durch. Was vor der Haustüre und was im Eingangsbereich kannst du verändern, um schon da ein Zeichen von Attraktivität und Willkommen-sein zu setzen. Gehe durch alle Räume und verändere die Dinge, die noch attraktiver gestaltet werden können. Probiere auch verschiedene Sachen aus um aus den Rückmeldungen heraus zu hören, was besonders gut ankommt. Wenn du einen attraktiven Ort geschaffen hast, lädst du selbstbewusster und überzeugter ein. Ebenso verbringen dann Kinder und Jugendliche ihre Zeit lieber im Jugendhaus.

Zusammenfassung:

  1. Du bist zuständig dafür, einen attraktiven Ort für deine Gäste zu schaffen
  2. Dies betrifft sichtbare Dinge wie Dekoration etc.
  3. Dies betrifft unsichtbare Dinge wie Willkommenskultur, Atmosphäre
  4. Dies betrifft dich: Dein Auftreten und Interagieren, besonders bei Erstbesuchern
  5. Verändere den Status Quo: Gestalte deine Räume so, dass sie Menschen anziehen

 

Stolperstein 3: Besucher und Interessierte sich selbst überlassen – bis zur Verwahrlosung

Begegne deinen Gästen nicht nur als Gastgeber, sondern lernen sie näher kennen, kümmere dich fürsorglich darum, dass sie sich wohlfühlen und setze die Hausregeln durch. Nicht alle Jugendlichen kommen wegen dir ins Jugendhaus. Aber du arbeitest wegen jedem einzelnen Kind und Jugendlichen welches zu dir ins Jugendhaus kommt. Lerne deine Besucher immer besser kennen und lade sie zu einer Beziehung ein. So, dass sie durch die Gespräche mit dir spüren und erfahren, dass du für sie bist und sie dir willkommen sind. Nicht alle Jugendliche wollen eine intensive Beziehung oder lange Gespräche mit dir führen. Aber diejenigen die es (manchmal ganz plötzlich) wollen, sollten es von dir erhalten.

Daher sei in allen Räumen und auch vor der Haustür bzw. auf dem Gelände immer wieder präsent. Lass die Jugendliche spüren, dass es einen Unterschied macht ob sie bei dir in der Offenen Jugendarbeit zu Gast sind oder ob sie am Bahnhof und anderen Orten abhängen.

Nimm einerseits Teil an ihrem Leben ohne dich wiederum in alle Gespräche einzumischen. Wechsle zwischen Nähe und Distanz. Wenn du dir dabei unsicher bist, folge deinem Gefühl, wie du es in der Situation empfindest.

Zusammenfassung:

  1. Baue Beziehungen zu deinen Gästen auf
  2. Führe Gespräche, um die Jugendlichen näher kennen zu lernen
  3. Hab alle Räume im Blick – damit die Jugendlichen wissen, sie sind nicht sich selbst überlassen
  4. Sei für deine Kinder und Jugendlichen offen und ansprechbar

 

Stolperstein 4: Jugendliche schwächen, entmutigen und klar machen, dass sie eh keinen Einsatzwillen aufbringen

Viele regelmäßige Besucherinnen und Besucher in der Offenen Jugendarbeit wissen um ihre Defizite und Schwächen. Was sie (unbewusst) suchen und besonders brauchen, sind Erwachsene, die sie ermutigen, sie emotional stärken und ihnen Zuversicht vermitteln. Oft erleben Jugendliche in ihrem Umfeld Erwachsene so, als wären sie ihnen kritisch eingestellt, würden ihnen nichts zu trauen – und manchmal stimmt es auch.

 

In deinen Jugendlichen schlummert Potential

Lass deine Besucher spüren, dass du an ihr Potential glaubst. Stärke sie in Gesprächen und bei gemeinsamen Aktivitäten. Und wenn du auch nur einen minikleinen Funken von Einsatzwillen oder Engagement erkennst, gehe darauf ein und biete etwas innerhalb der Offenen Jugendarbeit an. Sei es gemeinsames Kochen in der Küche oder bei einem Fest mitvorzubereiten oder bei der Durchführung mitzuhelfen.

Oft haben Stammbesucher einerseits eine große Klappe, trauen sich aber dann doch nur wenig zu. Aus Angst oder Scham etwas nicht zu können, oder sich zu blamieren, dass etwas nicht beim ersten Mal gleich klappt und sie dann ausgelacht werden könnten.

Fördere Jugendliche darin, Stärken zu entwickeln. Wenn du bei Jugendlichen Talente und Begabungen entdeckst, fördere sie darin, diese einzubringen und einzusetzen. Während der Öffnungszeiten oder bei einem Projekt oder einer Sonderaktionen.

Indem du Jugendlichen hilfst, sich sehr wohl zu fühlen in deiner Gegenwart und im Jugendhaus, desto mehr werden sie sich mit Engagement einbringen.

Lade deine Stammbesucher immer wieder dazu ein, nicht nur zu chillen sondern aktiv mitzugestalten, Ideen zu entwickeln und umzusetzen.

Zusammenfassung:

  1. Jugendliche brauchen jeden Tag Ermutigung – liefere du sie
  2. Stärke du deine Jugendlichen mit der Art, wie du mit ihnen sprichst
  3. Fördere Talente und Begabungen bei Jugendlichen indem du sie einlädst diese bei einer Aufgabe einzubringen
  4. Vermittle ihnen mit deiner Körpersprache, dass du sie magst und für sie bist, damit sie den Mut fassen, sich aktiv einzubringen und bei einer Aktivität mitzumachen

 

Stolperstein 5: Alle Arbeiten selber und alleine erledigen – sich niemals helfen lassen

In der Offenen Jugendarbeit ist sehr vieles zu tun. Viele Aufgaben in vielen verschiedenen Gebieten. Schreibtischarbeiten wie Dokumentationen, E-Mails, Aushänge erstellen, Flyer erstellen, Bestellungen, vielfältige Besprechungen, Öffnungszeiten, Öffentlichkeitsarbeit, Pädagogische Angebote in unterschiedlichen Projekten, Einkäufe, Telefonate, etc.

Aufgrund der Fülle an Aufgaben ist es sinnvoll sich Ergänzung dazu zu holen. Honorarkräfte oder Ehrenamtliche können miteinbezogen werden. Um effektiv zu sein, ist es hilfreich, zu wissen, welche Aufgaben delegiert werden können.

 

Richtiges Delegieren – ein wichtiges Lernfeld in der Offenen Jugendarbeit

Überprüfe, welche dieser beispielhaften Aufgaben du tatsächlich selber und alleine erledigen musst:

  • Fotografieren, Fotos auf dem PC sortieren und so abspeichern, dass sie leicht wiedergefunden werden
  • Einkaufsfahrten
  • Flyer erstellen
  • Webseite erstellen und betreiben
  • Alle Küchenaktionen
  • Alle Kreativaktionen
  • Alle Sportaktionen
  • Alle Musikaktionen
  • Alle Outdooraktionen
  • Alles von A-Z bei einer Teilnahme am Straßenfest vorbereiten

Zusammenfassung:

In der Offenen Jugendarbeit sind viele Aufgaben selber zu erledigen. Eine Aufgabe ist die: zu koordinieren und Aufgaben zu delegieren.

  1. Bei welchen Aufgaben kannst du dir helfen lassen?
  2. Welche Aufgaben könntest du komplett delegieren?
  3. Für welche pädagogischen Aktionen könntest du Honorarkräfte einsetzen?
  4. Welche Aufgaben sind für dich sehr zeitaufwändig? Inwiefern musst du dabei alles alleine tun?

 

Stolperstein 6: „Stammbesucher und VIPS“ dazu verdonnern über die Offene Jugendarbeit außerhalb des Jugendhauses zu schweigen.

Natürlich wird niemand dazu verdonnert zu schweigen. Der entscheidende Punkt ist: Werden die Stammbesucher so mit Emotionen und Informationen versorgt, dass sie als gute und positive Multiplikatoren für die Offene Jugendarbeit fungieren? Kurz: Gibt es ein Multiplikatoren-Konzept nach denen die Hauptamtlichen ihre VIP´s und Stammbesucher informell zurüsten als Multiplikatoren zu wirken?

 

Wie du die Glaubwürdigkeit steigerst

Dass die Hauptamtlichen gut und positiv über die Offene Jugendarbeit reden ist jedem klar. Wenn es allerdings die Gäste, Besucher, Eltern, Ehrenamtliche etc. tun, dann ist die Glaubwürdigkeit um ein Vielfaches höher. Auch überzeugt das die Hörenden viel mehr, weil sie bereits in vertrauter Beziehung zu diesen Personen stehen. So entwickelt sich gute Mundpropaganda in einer Reichweite, die Hauptamtliche selber niemals erreichen können.

Was ich beispielsweise im Sommer 2017 erlebte  ist sicherlich kein Einzelfall. Meine Schwester, die im benachbarten Landkreis wohnte, erzählte mir, was sie über mich bei meiner Arbeit erfahren hatte, und, dass sie es gut fand, was ich tat. (Es ging dabei um eine Jugendliche aus dem Offenen Treff, die sich „qualifizieren“ musste um beim Sommerferienprogramm als Helferin mitmachen zu können).

Mit meiner Schwester zusammen versuchte ich herauszufinden über welche Ecken bzw. Personenkette diese Information (unverfälscht) bei ihr ankam. Es gelang nicht. Es wurde über zu viele Ecken weitererzählt.

Dies zeigt, dass von der Offenen Jugendarbeit weitererzählt wird. Deshalb kann dies auch geplant, gezielt, vorsätzlich und proaktiv gefördert und gesteuert werden. Von dir.

Sprich mit deinen VIP´s und Stammbesuchern über die Inhalte und Themen, von denen du willst, dass sie über ein paar Ecken weitererzählt werden. Du kannst es nicht 100% sicherstellen. Aber du kannst dir ein ungefähres Multiplikatoren-Konzept entwickeln und den dazugehörigen Inhalt. Du kannst nur ernten, wenn du säst. Wird alle Saat aufgehen? Jeder Gärtner und Landwirt, kann dir bestätigen, dass nicht jede Saat aufgeht, aber dass die Ernte trotzdem größer ausfallen wird als die Saat insgesamt war.

Zusammenfassung:

  1. Bilde deine Stammbesucher und VIPs zu Multiplikatoren deiner Arbeit aus
  2. Schicke vorsätzlich und gezielt Informationen und Inhalte auf die Reise
  3. Lass deine Gäste und Ehrenamtliche positiv über dich und deine Arbeit reden, denn das überzeugt viel mehr – und bringt eine größere Reichweite

 

Stolperstein 7: Nichts aufschreiben – weder Ideen, noch To-dos, oder Absprachen oder gar Erfolge

In der Offenen Jugendarbeit tauchen täglich neue Ideen und To-dos auf. Ebenso werden nahezu täglich Absprachen getroffen und auch Erfolge erzielt. Um an all dem dran zu bleiben benötigt es das Prinzip der Schriftlichkeit. Alle diese Dinge können sonst verloren gehen. Hat man es allerding alles an der richtigen Stelle notiert, kann man sich selbst durch das Nachschlagen erinnern lassen.

So ist es möglich Ideen weiterzuentwickeln, To-dos abzuarbeiten, Absprachen einzuhalten und auf Erfolgen aufzubauen. Dies zu dokumentieren ist zuerst nützlich für eine selbst. Das Gehirn wird entlastet und man kann alles Notierte überblicken. Ebenfalls kann durch die Dokumentation auch Anderen die zu erledigenden Arbeiten und Arbeitsergebnisse einfacher vermittelt und präsentiert werden.

 

Buchtipp: Das OJA Builders Premiumjournal

 

Gerade die täglichen Erfolge werden selten so stark wertgeschätzt, dass sie es nicht wert erscheinen aufgeschrieben zu werden. Doch auch dies lohnt sich. Denn zuerst finden die Dokumentation für einen selbst statt. Aus diesen klein erscheinenden Erfolgen lassen sich nächste Schritte – schriftlich – ableiten. So kann auf den Erfolgen aufgebaut werden und aus einem kleinen Erfolg wird ein großer Erfolg. Im OJA Builders „Premium Journal“ wird dies im ersten Kapitel ausführlich erklärt und anschließend können darin täglich bis zu drei Tageserfolge notiert werden. Dies hebt jede Offene Jugendarbeit auf ein höheres Niveau.

Ebenfalls ist es hilfreich, wenn Ideen und To-dos notiert werden, weil dadurch im Laufe der Zeit weitere Elemente hinzugefügt werden können und so großartige Projekte realisiert werden können.

Weil alles einen Platz  – seinen Platz – hat, werden alle notierten Texte wiedergefunden. Dies liegt an dir: Alles in einem einzigen Notizbuch. Oder in verschiedenen Journalen oder am PC in z.B. Word, Excel oder Trello. Wähle aus, was dir am meisten liegt. Sei aber auch offen dafür andere Medien und andere Notizbücher zu testen.

Zusammenfassung:

  1. Schreibe möglichst alles auf – damit entlastest du dein Gehirn
  2. Schreibe dir nicht nur deine anstehenden Arbeiten und Tätigkeiten (also die Pflichten) auf, sondern auch deine Ideen und Erfolge
  3. Und für eine gute Zusammenarbeit, notiere dir deine Absprachen
  4. Teste verschiedene Notizbücher und Computerprogramme

 

Stolperstein 8: Interessierte und potentielle Erstbesucher nicht ins Jugendhaus einladen

Es gibt im Marketing die Komm- und die Gehstruktur. Auf die freizeitpädagogische Jugendarbeit bezogen sieht es so aus, als wäre die Offene Jugendarbeit der Kommstruktur verpflichtet. Jugendliche dürfen zu uns kommen. Während Streetwork als aufsuchende Jugendsozialarbeit sich der Gehstruktur verpflichtet und zu den Jugendlichen geht.

In der Theorie mag das so sein. In der Praxis nicht. Wir Hauptamtlichen sind nicht dazu verpflichtet, uns in unserem Jugendhaus zu verstecken. Um bekannt zu werden in der Öffentlichkeit und bei Jugendlichen, welche uns und unsere Angebote noch gar nicht kennen ist es wichtig, dass wir „raus gehen“. Zu ihnen, wo sie sind.

Dass wir uns im Ort bzw. Stadtteil sehen lassen oder in der Grundschule in den Klassen Flyer für Kinderveranstaltungen verteilen und dazu einladen.

 

Das Einladen gehört mit zur Arbeit dazu

Potentielle Erstbesucher sind alle 6-16jährigen in deiner Umgebung. Über wen oder über welche Veranstaltungen kannst du auf dich aufmerksam machen und zu deinen Angeboten einladen?

Lade ein:

  • Über deine Webseite und über Social Media
  • Über Poster und Plakate (z.B. in der Schule)
  • Über Flyer (frage in der Schule nach, ob du sie in den Klassen verteilen darfst)
  • Mit einem Stand beim Straßenfest (z.B. mit einem Gewinnspiel für ein Gratisgetränk beim Erstbesuch im Kidstreff oder Offenen Treff etc.)
  • Indem du in der kalten Jahreszeit Jugendliche auf der Straße ansprichst – vielleicht wäre ihnen ein warmer Ort doch ganz recht; sie wurden nur noch nie angesprochen, eingeladen, und erklärt, dass es deshalb Offene Jugendarbeit heißt, weil es auch für sie offen ist.

Überlege dir eine Einlade-Strategie:

  1. Welche Veranstaltung wäre passend für Erstbesucher (Kidsparty oder Besuch der 5. Klassen mit Klassenlehrern und Schulsozialarbeit?)
  2. Wie willst du dazu einladen?
  3. Wen holst du dazu um z.B. eine Vertrauensperson dabei zu haben?

Zusammenfassung:

  1. Du bist in der Offenen Jugendarbeit zuständig und verantwortlich für die Aufgabe des Einladens
  2. Konzipiere eine Strategie, wie du aus Außenstehenden Erstbesucher machen willst, die wiederkommen wollen

 

Stolperstein 9: Begrüßung und Raumgestaltung vernachlässigen – ist doch nur der erste Eindruck

Der erste Eindruck ist entscheidend. Die meisten Menschen klicken Webseiten nach drei Sekunden weg. Solange braucht es im Internet für den ersten Eindruck. Wie ist es bei dir?

Gäste, besonders Erstbesucher, werten ebenso direkt ihre ersten Eindrücke aus, sobald sie dein Jugendhaus betreten und bilden sich so eine Meinung. Sowohl Jugendliche als auch Erwachsene.

Weil du willst, dass der erste Eindruck gut wird, und weil du weißt, dass er lange „haften“ bleibt – gehe durchdacht, systematisch und mit Einsatzbereitschaft an die Sache ran.

 

Dein heutiger Einblick für deren ersten Eindruck

Du kannst dir zuerst dein Gebäude und dann deine Öffnungszeiten und Angebote betrachten.

Beim Haus: Erstbesucher…

  • kommen ans Haus bis zur Haustür
  • gehen durch die Haustür ins Treppenhaus oder einen Vorraum etc.
  • gehen dann in den Raum weiter, der ihnen als der „passende“ erscheint.
  • in diesem Raum schauen sie sich ausführlicher um und halten sich dort auf.

Damit stehen dem Gast vier Orte für den ersten Eindruck zur Verfügung. Und diese vier Orte kannst du maßgeblich gestalten.

  1. Der Bereich außerhalb der Haustür: Was kannst du da verändern um einen guten ersten Eindruck zu fördern?
  2. Der Eingangsbereich im Jugendhaus: Was kannst du da verändern um einen guten ersten Eindruck zu fördern?
  3. Der Weg zum und in den Aufenthaltsraum: Was kannst du da verändern um einen guten ersten Eindruck zu fördern?
  4. Im gesamten Hauptraum: Was kannst du da verändern um einen guten ersten Eindruck zu fördern?

Wie kannst du diese vier Orte spezifisch bei den einzelnen Angeboten und damit für jede Altersgruppe bzw. Zielgruppe zusätzlich „upgraden“?

Aber dein Gebäude ist nicht alles. Du bist ebenfalls durch deine Gegenwart ein Baustein beim ersten Eindruck. Wie gehst du mit Erstbesuchern um, wenn sie dein Jugendhaus betreten? Dafür gibt es keine Standartlösung, die für alle Erstbesucher gilt. Im Gegenteil: Es kommt auf das Alter des Gastes und das Angebot an, welches du gerade anbietest. Hauptsächliche Erstbesucher sind Eltern, Kindern, Jugendliche. Aber Interessierte aus der Bevölkerung ebenso: Eltern die noch nicht sicher sind ob sie ihr Kind zu einem deiner (Ferien-)Angebote anmelden wollen, oder Personen, die der Offenen Jugendarbeit eine Sachspende übergeben wollen, oder Personen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, oder Erwachsene, die sauer und genervt sind, weil „deine“ Jugendliche etwas Falsches getan haben.

Zusammenfassung:

Überlege dir, wie du jeweils solche Erwachsene aber auch Kinder und Jugendliche begrüßen willst. Was ist dir dabei wichtig? Wie kannst du die Begrüßung weiter „upgraden“?

 

Stolperstein 10: Beschäftige dich nicht mit den Themen „Erstkontakt“ und „Prozessphasen“

Die gerade genannte Begrüßung ist der Erstkontakt zwischen dir und dem Erstbesucher.

Anschließend  – wenn die Erstbesucher deine Einrichtung öfter besuchen – folgen nächste Prozessphasen.

 

5 weitere Phasen kommen auf dich zu

Es folgt die Kennenlern- und Abtastphase. Es wird geprüft und Eindrücke gesammelt, wie es werden könnte. Biete Informationen an, stehe zur Verfügung. Zeige, dass du deine Gäste wahrnimmst und führe kurze Gespräche mit ihnen.

Darauf folgt eine Phase des Grenzen Austestens. Manche Jugendliche bleiben ziemlich lange in dieser Phase. Hier ist es wichtig, dass du deine Standpunkte klar formulierst. In dieser Phase ist es wichtig viele Gespräche mit vielen Jugendlichen abwechselnd zu führen. Ergreife selber die Initiative und gehe auf Jugendliche zu. Während einer längeren Öffnungszeit immer wieder. Sowohl im Guten, im Belanglosen als auch um Regeln durchzusetzen und sogar um zu sanktionieren.

Darauf folgt eine Phase der Integration. Besucher suchen ihren Platz, ihre Funktion und wie sie sich mit den Regeln des Hauses arrangieren. Hier ist der Small Talk wichtig. Jugendliche wollen einen Ort an dem sie druck- und stressfrei ihre Freizeit verbringen wollen. Sie sind offen für oberflächliche Gespräche, ohne dass aus den Gesprächen eine Aufgabe oder Last entsteht.

 

Jede gelungene Phase verstärkt deine Beziehung

Es folgt darauf wieder eine nächste Phase. Die Phase des Zusammenlebens. Auch wenn es für dich Arbeitszeit ist, für deine Besucher ist es das echte Leben. In dieser Phase geht es um Beziehungsvertiefung, tiefere Gespräche und bewusste Gestaltung der gemeinsamen Zeit. Jugendliche erzählen dir was sie ankotzt, oder schütten dir ihr Herz aus. Du wirst zur Vertrauensperson, von der sie Hilfe oder aber zumindest ein offenes Ohr und etwas Unterstützung durch Tipps und Anregungen erhalten wollen.

Manche Stammbesucher gehen noch eine Phase der Interaktion und des Engagements weiter. Diese Jugendlichen wollen mit dir gemeinsam reden, planen und umsetzen, beispielsweise wie die Öffnungszeiten oder spezifische Angebote gemeinsam noch attraktiver gestaltet werden können. Diese Jugendlichen bringen alle Arten von Ideen mit, teilweise herausfordernde Ideen.

Zusammenfassung:

  1. Die Besucher deiner Offenen Jugendarbeit durchlaufen mehrere Phasen.
  2. Weil jeder Besucher zu einem anderen Zeitpunkt deine Arbeit begonnen hat aufzusuchen und auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten die einzelnen Phasen durchlaufen, hast du eine Vielzahl von Besuchern und Phasen gleichzeitig. Es entsteht eine bunte Mischung. Begegne ihnen phasen-sensibel.

 

Stolperstein 11:  Führe möglichst keine Gespräche und nimm dir nicht vor, zuzuhören

Jede Phase benötigt deine Kommunikation mit den Besuchern. Sprich deine Besucher aktiv an und stehe ebenso so zur Verfügung, dass sie dich ansprechen können.

Zeige Interesse an deinen Besuchern. An ihrer Person, an ihren Situationen, was sie mögen, was sie beschäftigt, was sie nervt und worunter sie leiden. Lass sie in den Gesprächen spüren, dass du sie magst, sympathisch findest und wertschätzt. Oft sind gemeinsame Spiele am Tisch oder Bastel- und Kochaktionen ein gutes „Werkzeug“ um nebenbei in Gesprächssituationen zu landen. Dies gilt in allen Phasen.

Sobald die Kinder und Jugendlichen mehrere kleinere Gespräche mit dir geführt haben und Vertrauen zu dir aufgebaut haben, kannst du auch längere Gespräche mit ihnen führen. Besonders in den Phasen Integration und Zusammenleben.

 

Nur wichtig für Kinder und Jugendliche?

Aber nicht nur deine Kinder und Jugendlichen wollen, dass du ihnen zuhörst. Auch deine Netzwerkpartner schätzen es, wenn du Gespräche mit ihnen führst und ihnen zuhörst, wenn sie ihre Anliegen mit dir teilen.

Bleibe regelmäßig im Gespräch mit deinen Vorgesetzten und Netzwerkpartnern. Versuche ein passendes Intervall herauszufinden, so dass du nicht zu aufdringlich aber auch nicht zu weit entfernt oder distanziert wirkst.

Auch die Eltern der Grundschulkinder, die deine Angebote besuchen, wollen mit dir im Gespräch sein. Nimm dir bewusst Zeit dafür. Am besten direkt zum Ende der Öffnungszeit, des Events oder Angebotes. Hole dir eventuell Ehrenamtliche oder eine Honorarkraft in dieser Zeit dazu, um den Eltern deine ungeteilte Aufmerksamkeit zu geben.

Führe auch Gespräche mit deinem ehrenamtlichen Team und höre ihnen zu. Nicht nur wenn sie über die gemeinsame Arbeit sondern auch, wenn sie private Dinge erzählen. Besprich auf jeden Fall all die Dinge, die zu einer guten Teamarbeit und Aufgabenerledigung gehören. Vernachlässige aber nicht Gespräche darüber hinaus.

Im Kontakt mit Außenstehenden wirst du vorrangig dadurch Sympathien entgegengebracht bekommen, wenn du viel zuhörst und dich für deren Meinung interessierst.

Zusammenfassung:

  1. Sprich mit deinen Leuten und hören ihnen zu. Eine gute Faustregel lautet: Doppelt so viel zuhören als reden, schließlich haben wir auch zwei Ohren aber nur einen Mund.
  2. Nimm in Gesprächen wahr, welche Bedürfnisse deine Gegenüber haben und gehe darauf ein. Es können Sorgen, Befürchtungen, Hobbies, Fragen, Vorurteile, falsches Vorwissen über deine Arbeit sein.
  3. Zeige deine Werte in der Kommunikation: Anteilnahme, Wertschätzung, Höflichkeit und Freundlichkeit.

 

Stolperstein 12: Denke nicht, dass du Jugendliche in der Offenen Jugendarbeit involvieren oder zur Partizipation anregen kannst

Ein Stolperstein, der mir immer wieder in der Offenen Jugendarbeit begegnet. Er hat nicht unbedingt schwerwiegende Auswirkungen auf dich und deine Arbeit. Aber traurig machte es mich trotzdem, wenn ich sah, dass Jugendlichen fast nichts oder viel zu wenig zugetraut wurde. Auch Jugendliche wachsen an ihren Aufgaben. Und schon vorher, sobald man ihnen etwas zutraut und ihnen das verbal und nonverbal deutlich kommuniziert. Uneingeschränkt alle Jugendliche? Nein. Aber es gibt einige – auch in der Reichweite deiner Offenen Jugendarbeit.

Oft musste ich erst an Jugendliche glauben, bevor ich ihr Potential sah und ihnen eine Aufgabe anvertrauen konnte. Mein Tipp: Falle nicht mit der Tür ins Haus, sondern gehe Schritt für Schritt vor. Manchmal auch in kleinen Tippelschrittchen.

 

Ein echter Motivator: Einbringen aus Eigennutz

Jugendliche sind in dem Punkt wie Erwachsene: Sobald sie einen Eigennutz erkennen, engagieren sie sich gerne.

In der Offenen Jugendarbeit gibt es etliche Möglichkeiten, in denen Jugendliche einen Eigennutz erkennen können. Dort, wo es dich nicht überfordert, biete den Jugendlichen etwas aus dem Folgenden an: Frage sie nach ihrer Meinung. Lass sie bei kleinen Dingen entscheiden. Beziehe sie bei Entscheidungen zu Aktionen, Event und Projekten mit ein. Lass sie teilhaben und mitbestimmen, erstmal innerhalb des Offenen Treffs und später auch darüber hinaus. Erlaube ihnen sich zu engagieren. Vertraue ihnen einmalig eine Teilaufgabe an. Biete ihnen an, mit dir zusammen eine Aufgabe durchzuführen.

Wenn du Jugendlichen nicht mitteilst, dass sie bei dir ein Mitspracherecht haben, dann wissen sie es nicht. Deshalb sprich es an. Frage sie nach Wünschen und Ideen. Bitte sie um Vorschläge. Und dann besprich mit ihnen wie sie sich dafür engagieren können. Ermutige und unterstütze sie dabei, besonders dann, wenn es eine ganz neue Erfahrung in ihrem Leben sein wird.

 

Beteilige deine Kinder und Jugendliche

Und es geht noch größer. Partizipation kann noch weiter gesteigert werden, durch ein von den Jugendlichen gewählter „Jugend-Rat“, einem Team von Stammbesuchern. Oder durch Jugend-Versammlungen im Jugendhaus. Dort können, von dir moderiert, Jugendliche Veränderungen vorschlagen und in die Umsetzung miteinbezogen werden.

Sicher gibt es Grenzen. Allein schon wegen der Gesetze. Aber überlege dir, wo du den Rahmen bisher zu eng gesteckt hast. Suche nach Möglichkeiten Jugendliche mehr zu involvieren. Lass sie teilhaben beim Treffen von Entscheidungen als auch bei den Durchführungen von Aktivitäten und Events.

Zusammenfassung:

  1. Entwickle Glauben an deine Jugendlichen
  2. Finde ihr Potential und traue ihnen etwas zu
  3. Beziehe sie bei etwas ungefährlichem mit ein
  4. Kreiere Wege und Vorgehensweisen, wie Jugendliche teilhaben können und auch wie du sie systematisch involvierst

 

Stolperstein 13: Lass nicht zu, dass Jugendliche sich engagieren: Kein Wort der Motivation und keine Absprachen treffen

 

Das wirkungsvollste Sprungbrett in der Offenen Jugendarbeit

Damit du engagierte Jugendliche bekommst, braucht es zuvor deinen wertschätzenden Umgang mit ihnen. Und danach die ganze Zeit. Und dazu gehört, dass du ihnen zuhörst, sie nach ihren Wünschen und Ideen fragst, und du sie damit schon vor dem sichtbaren Engagement miteinbeziehst.

Ermutige und motiviere sie, sich eine Aufgabe zuzutrauen. Biete ihnen jederzeit deine Hilfe an. Lass sie auswählen, ob sie dir helfen wollen oder ihr es halbe-halbe gemeinsam macht, oder ob sie eine Aufgabe nahezu alleine ausprobieren und sie dich nur noch dazu holen, wenn es erledigt ist – oder falls Schwierigkeiten auftreten.

Sowohl Engagement als auch neue Fertigkeiten erfolgreich einzubringen ist ein Wachstumsprozess. Stelle an dich selbst immer höhere Ansprüche und Erwartungen als an die Jugendlichen. Aber fördere sie auch so, dass sie und du erleben, welche Fortschritte sie machen.

Lass sie mitbestimmen und mitgestalten welche Kleingruppenangebote und Sonderaktionen durchgeführt werden und übertrage ihnen Aufgabenbereiche. Jugendliche Mädchen sind oft gerne bereit bei Angeboten für Kinder mitzuarbeiten. Zu Anfang kannst du vorschreiben, was sie tun sollen. Dadurch erhalten sie einen Einblick in die Tätigkeit. Danach kannst du sie bereits in der Vorbereitung miteinbeziehen und mitbestimmen oder sogar komplett entscheiden lassen, wie sie sich einbringen wollen. Ich persönlich habe noch nicht ein einziges Mal Kinderschminken durchgeführt. Aber bei rund 20 Aktionen führten Jugendliche dies durch, weil sie es wollten, Freude daran hatten – und ich es quasi vollkommen delegierte. Ich musste nur die Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen, wie zum Beispiel die Räumlichkeiten aufschließen oder dem Straßenfest-Veranstalter Wochen Vorher zusagen, dass wir als Offene Jugendarbeit mit einer Attraktion dabei sind. Die meisten alkoholfreien Cocktails die im Rahmen meiner Arbeit gemixt wurden, habe ich auch nicht selbst gemacht. Viele Jugendlichen wollten es leidenschaftlich gerne tun.

 

Der Trumpf in jeder Offenen Jugendarbeit

Achte darauf, dass Jugendliche ihren Eigennutz erkennen können und Spaß bei der Sache und mit dir haben. Oft wollen sie sich als Gruppe engagieren. Gehe darauf ein.

Was in der Offenen Jugendarbeit ein Vorteil zu aller Konkurrenz ist, ist dass du ein Programmbudget hast, aus welchem du diese Jugendliche auch belohnen kannst. Um zu feiern, dass sie mitbestimmt haben, dann mitgeplant und mit durchgeführt haben. Egal ob es das Wände streichen oder das Kinderferienprogramm ist, du kannst anschließend mit ihnen feiern. Essen gehen oder ein Abendessen in besonderem Ambiente im Jugendhaus. Oder ins Kino gehen auf Kosten des Jugendhauses oder einen anderen Ausflug, den du ihnen bezahlst.

Jugendliche haben das tiefe Bedürfnis ernstgenommen zu werden und dass man ihnen aufmerksam zuhört. Das heißt hier, dass du vor dem tatsächlichen Engagement ihre Anliegen und Wünsche kennst und berücksichtigst und, dass du klare Absprachen vorher triffst, wer sich wie wann und wo engagiert. Jugendliche wollen nicht überfordert werden. Wenn sie jedoch eine Aufgabe überblicken können und daran glauben, dass sie es schaffen können, sind sie gerne mit Einsatzbereitschaft dabei. Nimm ihnen vorher alle Unsicherheiten, beantworte alle ihre Fragen und sprich alles mit ihnen durch, so dass sie die volle Orientierung haben, was sie erwartet.

Engagierte Jugendliche, die sich von dir respektiert und wertgeschätzt fühlen, engagieren sich viel leichter und schneller wieder, als du neue Jugendliche zu einem ersten Engagement anleiten kannst. Behalte beide Gruppen im Blick.

Zusammenfassung:

  1. Suche jeden Tag nach Gelegenheiten für Jugendlichen, bei welchen sie sich engagieren können
  2. Plane bewusst und vorsätzliche Aktionen, bei welchen sich Jugendliche engagieren können
  3. Sei offen dafür, wenn Jugendliche sich engagieren wollen
  4. Suche dir Vorbilder aus dem Kollegenkreis deiner Region und tausche dich aus, wie es dort gelingt, engagierte Jugendliche in der Arbeit allgemein oder bei Events einzubinden.

 

Fehler machen, aufstehen, Krone richten und weiter gehen

Lade dir hier den Selbsttest herunter und fülle ihn aus.

 

Ununterbrochen mehr bewegen und bewirken

Eine Offene Jugendarbeit, die aufblüht, auf- und auszubauen, das ist machbar. Du bist sehr wohl in der Lage, mehr zu bewirken in und durch deine Arbeit. Und zwar kurzfristig, mittelfristig und langfristig. Wenn du die 13 Stolpersteine wie in einem Slalom umfährst, oder aus Stolpersteinen schnell lernst und wieder aufstehst, kannst du deine Offene Jugendarbeit immer mehr nach deinen allerschönsten Vorstellungen voranbringen.

Die Anleitungen aus diesem Blogartikel helfen dir, die Stolpersteine umzudrehen. Umzudrehen in Stärken. In der Offenen Jugendarbeit kann man sich in vielerlei Hinsicht spezialisieren. Du kannst dich in Richtung Erlebnispädagogik oder Kochen mit Kindern oder Sportturniere für Jugendliche und tausend Sachen mehr spezialisieren. Den großen Durchbruch jedoch erlebst du, indem du dich auf den Kernprozess der Offenen Jugendarbeit fokussierst und dich auf die zugehörigen Aufgaben spezialisierst. Dadurch machst du die Welt tatsächlich durch deine Offene Jugendarbeit zu einem besseren Ort für deine Kinder und Jugendlichen.

Deshalb, gehe weiter. Wie?

Mit Mut und Zuversicht.

 

Gehe weiter mit Mut und Zuversicht

Du kannst mutig und zuversichtlich voran gehen und deine Offene Kinder- und Jugendarbeit gestalten, auf- und ausbauen.

Wie?

Indem du dich diesen Aufgaben verpflichtest und darin wächst:

Als Visionär: Ein Wunschbild von der Zukunft entwerfen

Als Gastgeber: Ein attraktives Ambiente mit Willkommenskultur schaffen

Als Hirte: Sich um die Zielgruppen kümmern und sie versorgen

Als Coach: Ermutigen, stärken und ins Spiel bringen

Als Koordinator: Aufgaben verteilen

Als Multiplikatoren-Ausrüster: „Stamm-Personenkreis“ zu Multiplikatoren ausbilden

 

Du willst mehr?

  • Den ganzen Blogartikel auf einen Bick: Zur Infografik
  • Du kannst den Blogartikel Stolpersteine in der Offenen Jugendarbeit, auch als PDF in der Lounge öffnen, lesen, herunterladen oder ausdrucken.
  • Im Sommer 2023 wird das ergänzende Workbook „Die 13 häufigsten Stolpersteine in der Offenen Jugendarbeit“ veröffentlicht. Vorbestellungen sind ab sofort möglich.

 

Über den Autor:

Nathanael Kögel

Mit OJA Builders unterstütze ich pädagogische Fachkräfte ihre Offene Jugendarbeit und ihre pädagogischen Angebote auf- und auszubauen, sodass sie mehr bewirken und mehr Anerkennung und Zuspruch für ihre Arbeit erhalten und ihre Wünsche und Vorstellungen in ihrer Offenen Jugendarbeit verwirklichen können. Mithilfe der Gratismaterialien und der veröffentlichten Bücher kannst du sehr leicht vorab für dich überprüfen, ob auch für dich ein individuelles Coaching in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Sinn ergibt.